Massenmedien


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Massenmedien sind Kommunikationsmittel, die zur Verbreitung von Inhalten in der Öffentlichkeit dienen, das heißt zur Kommunikation mit einer großen Zahl von Menschen (Medien). Zu den Massenmedien zählen sowohl die klassischen gedruckten Medien (heute speziell Printmedien genannt, z. B. Zeitungen, Zeitschriften, Plakate, Flugblätter) als auch elektronische Medien (z. B. Rundfunk und Online-Dienste).

Das wissenschaftliche Fach, das sich mit Geschichte und Wirkung der Massenmedien beschäftigt, heißt Medienwissenschaft. Mit den Akteuren, Strukturen und Leistungen des Journalismus befasst sich die Journalistik, ein Teilgebiet der Kommunikationswissenschaft. Die wissenschaftliche Betrachtung und Beschäftigung mit Massenmedien findet also interdisziplinär im Spannungsfeld sowohl der Geistes- als auch der Sozial- und der Kulturwissenschaften statt, wobei der theoretische Hintergrund der jeweiligen Anwendungsgebiete ebenfalls noch zu berücksichtigen sind (z. B. Wirtschaftswissenschaften für den Wirtschaftsteil und Sportwissenschaft für den Sportteil)

Definition

Eine bekannte Definition lautet: „Die Massenmedien sind Kommunikationsmittel, die durch technische Vervielfältigung und Verbreitung mittels Schrift, Bild oder Ton Inhalte an eine unbestimmte Zahl von Menschen vermitteln und somit öffentlich an ein anonymes, räumlich verstreutes Publikum weitergeben.“<ref name="burkart">vgl. Roland Burkart: Kommunikationswissenschaft. Böhlau Verlag, Wien/ Köln/ Weimar 2002, S. 169–172.</ref>

Durch Massenmedien wird Massenkommunikation ermöglicht. Die Massenkommunikation geschieht öffentlich, wodurch im Prinzip jeder Zugang zu den Angeboten von Massenmedien hat.<ref name="schmidt">Vgl. Siegfried J. Schmidt, Guido Zurstiege: Orientierung Kommunikationswissenschaft. Was sie kann, was sie will. Rowohlt TB, Reinbek bei Hamburg 2000, S. 175.</ref> In diesem Sinne umfasst die sozialwissenschaftliche Definition von Massenmedien:<ref name="burkart" /><ref>Vgl. Stephan Habscheid: Das Internet – ein Massenmedium? In: Torsten Siever, Peter Schlobinsi, Jens Runkehl (Hrsg.): Linguistik. Impulse & Tendenzen. Websprache.net. Sprache und Kommunikation im Internet. Verlag Walter de Gruyter, Berlin/ New York 2005, S. 51.</ref>

Gerhard Maletzke definiert fünf entscheidende Faktoren für Massenkommunikation: „Unter Massenkommunikation verstehen wir jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich (also ohne begrenzte und personell definierte Empfängerschaft) durch technische Verbreitungsmittel (Medien) indirekt (also bei räumlicher oder zeitlicher oder raumzeitlicher Distanz zwischen den Kommunikationspartnern) und einseitig (also ohne Rollenwechsel zw. Aussagenden und Aufnehmenden) an ein disperses Publikum vermittelt werden.“<ref>Gerhard Maletzke: Psychologie der Massenkommunikation. In: Ders.: Kommunikationswissenschaft im Überblick: Grundlagen, Probleme, Perspektiven. Westdeutscher Verlag, Opladen 1998, S. 45 f.</ref>

Diese Definition schließt z. B. Theaterveranstaltungen als Massenkommunikation aus, da das Publikum nicht ausreichend verteilt (dispers) ist. Auch ist zu bedenken, dass Massenmedien zu komplexen sozialen Institutionen geworden sind, die durch Politik, Recht und Ökonomie in ihrer Ausgestaltung beeinflusst werden. Ohne diese Dimension ist ein sinnvoller internationaler Vergleich von Medien und Mediensystemen kaum möglich.

Während jedoch dieser Kritikpunkt als strittig behauptet werden kann, da auch die klassischen Massenmedien „durch Politik, Recht und Ökonomie“ in ihrer Ausgestaltung beeinflusst waren und weiterhin sind, wodurch dieser Charakter nicht zwangsläufig zur Definition Maletzkes im Widerspruch gesehen werden muss, sehen Kunczik und Zipfel die Schwachstelle in der fehlenden Vereinbarkeit mit der technischen Weiterentwicklung, die in den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden hat:

„Diese Kriterien eignen sich zur Beschreibung der Massenkommunikation durch Medien wie Presse, Radio und Fernsehen. Für die sogenannten ‚Neuen Medien‘ ist diese Definition allerdings nicht mehr adäquat, da v.a. interaktive Dienste auch Komponenten interpersonaler Kommunikation aufweisen.“<ref>Michael Kunczik, Astrid Zipfel: Publizistik. Ein Studienhandbuch. Böhlau, Köln/ Weimar/ Wien 2001, ISBN 3-412-11899-0, S. 50.</ref>

Hierauf aufbauend entwickelte Ulrich Saxer 1998 eine Definition, die Medien nicht nur als technische Artefakte, sondern in ihrer gesellschaftlichen Dimension zu erfassen versucht.<ref>Vgl. Barbara Thomaß: Mediensysteme im internationalen Vergleich. UVK, Konstanz 2007, ISBN 978-3-8252-2831-6, S. 16.</ref> „Medien sind komplexe institutionalisierte Systeme um organisierte Kommunikationskanäle von spezifischem Leistungsvermögen” und sind durch fünf mehr oder weniger stark ausgeprägte Merkmale gekennzeichnet:<ref>Vgl. Ulrich Saxer: Mediengesellschaft: Verständnisse und Mißverständnisse. In: Ulrich Sarcinelli (Hrsg.): Politikvermittlung und Demokratie in der Mediengesellschaft. Westdeutscher Verlag, Opladen 1998, S. 54.</ref>

  1. Medien stellen technische Kommunikationskanäle dar, die verschiedene Zeichensysteme – visuelle (z. B. Zeitungen), auditive (z. B. Radio) und audiovisuelle (z. B. Fernsehen) – mit unterschiedlich ausgeprägter Kapazität transportieren können.
  2. Medien müssen sich organisieren, um ihre jeweilige Medientechnik wirkungsvoll zum Tragen bringen zu können.
  3. Medienkommunikation resultiert aus Herstellungs-, Bereitstellungs- und Empfangsprozessen und bildet damit ein komplexes System der Medien.
  4. Medien können sowohl funktional als auch dysfunktional sein. Sie sind in kultureller, wirtschaftlicher, politischer und sozialer Hinsicht problemlösend und problemschaffend zugleich.
  5. Medien sind institutionalisiert.

Die Rolle der Technik

Harry Pross teilt Medien abhängig von deren Produktions- und Rezeptionsbedingungen in Gruppen ein:<ref>Harry Pross: Publizistik: Thesen zu einem Grundcolloquium. Luchterhand, Neuwied 1970, S. 129.</ref>

  • Primäre Medien sind Mittel des menschlichen Elementarkontaktes ohne Gerät.
  • Sekundäre Medien bedürfen zu ihrer Hervorbringung, nicht jedoch zu ihrer Wahrnehmung, Geräte.
  • Tertiäre Medien setzen auf Seiten des Produzenten wie auf der des Konsumenten Geräte voraus.

Ergänzt werden können quartäre Medien, die auf beiden Seiten Geräte voraussetzen, nicht aber ausschließlich massenmedialer Kommunikation oder Mitteilungsverbreitung dienen. Das Internet ist z. B. ein Medium, das vom Nutzer in anderem Ausmaß aktive Entscheidungen über den Konsum verlangt und zum Teil direkte Rückkopplung des Nutzers zum Anbieter erlaubt. Daraus ergeben sich schnelle und spontane Wechsel der Zuordnung aufgrund der wechselnden Benutzungsmodi: Wechsel zwischen tertiären Eigenschaften und quartären sind etwas Neues, das in diese Struktur einzufügen ist. Digitalisierung ermöglicht die Integration und Mischung der ersten drei Medienstufen in der vierten. Quartäre Medien bieten eine enge Verbindung massenmedialer Eigenschaften (tertiäre Medien), erlauben aber den jederzeitigen, schnellen Wechsel zwischen individualer und Gruppenansprache bzw. Kommunikation, aber immer unter Bedingungen, die auf beiden Seiten der Kommunikation auf Geräte angewiesen ist.<ref>Vgl. Jakob F. Dittmar: Grundlagen der Medienwissenschaft. Verlag der TU Berlin, Berlin 2009, S. ?.</ref>

Allein die Technizität eines Mediums definiert dieses aber noch nicht als Massenmedium, vielmehr muss dieses Medium in den sozialen Prozess der Massenkommunikation integriert sein. So ist beispielsweise ein nicht für den Markt produziertes, sondern für einen privaten Empfängerkreis bestimmtes Buch zwar als Printmedium technisch hergestellt, es fungiert aber nicht als Massenmedium. Dasselbe gilt für Hörfunktechnik, wenn sie im Küstenfunk eingesetzt wird, oder für Fernsehtechnik im Rahmen der Videoüberwachung.<ref>Vgl. Erhard Schreiber: Repetitorium Kommunikationswissenschaft. 3. Auflage. Öhlschläger Verlag, München 1990, S. 134.</ref>

Geschichte

Hauptartikel: Mediengeschichte

Mediengeschichte im allgemeinen Sinn bezeichnet die historische Entwicklung der Kommunikationsmittel. Sie fokussiert vor allem auf Massenmedien wie Presse, Hörfunk und Fernsehen. Der Begriff „Medien“ etablierte sich erst in den 1960er-Jahren. Das Wort wurde vom englischen Begriff „mass media“ übertragen, der bereits in den 1920er-Jahren aufkam.<ref>Vgl. Frank Bösch: Mediengeschichte. Historische Einführung. Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2011, S. 9f.</ref>

Es gibt zahlreiche verschiedene Ansätze zur Mediengeschichte. Neben Einflussfaktoren und charakteristischen Merkmalen gibt es auch eine Reihe von Grundproblematiken, die das Schreiben einer Mediengeschichte erschweren. Medien sind vielfältig und in sich komplex. Zudem sind ihre Ausprägungen nationalspezifisch und die mediale Entwicklung hoch different. Mit Mediengeschichte als Wissenschaft haben sich in Deutschland vor allem Klaus Merten, Knut Hickethier und Werner Faulstich auseinandergesetzt.<ref>vgl. Uni. Halle</ref>

Rezipienten

Die mit Massenmedien einhergehende Massenkommunikation ist gegenüber der Individualkommunikation durch eine fehlende Auswahl der Empfänger gekennzeichnet, d. h., die Rezipienten sind nicht im Vorhinein festgelegt, sie sind räumlich verstreut (im Gegensatz zum „Präsenzpublikum“ z. B. bei einem Theaterstück, einem Vortrag oder einem Konzert) und ihre Anzahl ist prinzipiell unbegrenzt.<ref name="schmidt" /> Dieses disperse Publikum ist kein überdauerndes soziales Gebilde, die Rezipienten oder Rezipientengruppen sind untereinander anonym, unstrukturiert, unorganisiert und inhomogen (Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, mit unterschiedlichen Einstellungen, Lebensweisen und Interessen). Die Bezeichnung „Masse“ deutet in diesem Zusammenhang auf die unbestimmt große Anzahl von Menschen, an die Aussagen übermittelt werden, ohne sie persönlich individuell zu adressieren – in Abgrenzung zum soziologischen Begriff der Masse in seiner massenpsychologischen oder kulturkritischen Dimension.<ref name="burkart" />

Entsprechend fungiert das Internet nicht zwangsweise als Massenmedium, da auch hier Individualkommunikation möglich ist (z. B. bei der Nutzung von E-Mail-Systemen).

Meist kommt dazu eine räumliche Distanz, wie z. B. bei Live-Sendungen in Hörfunk und Fernsehen, oder eine räumliche und zeitliche Trennung zwischen Kommunikator und Rezipienten, etwa beim Lesen einer Zeitung oder beim Sehen einer bereits aufgezeichneten Fernsehsendung.<ref>Vgl. Gerhard Maletzke: Psychologie der Massenkommunikation. Verlag Hans Bredow-Institut, Hamburg 1963, S. 21f.</ref>

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Massenmedien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

<references />