Troja
Archäologische Stätte Troja* | |
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UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem | |
Karte des Burghügels (Hisarlık) von Troja | |
Karte des Burghügels (Hisarlık) von Troja | |
Staatsgebiet: | Türkei Türkei |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | ii, iii, vi |
Referenz-Nr.: | 849 |
Region: ª | Asien |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 1998 (Sitzung 22) |
* Der Name ist auf der Welterbe-Liste aufgeführt. |
Troja (griechisch Τροία Troia oder Τροίη Troiē, auch ἡ Ἴλιος die Ilios oder τό Ἴλιον das Ilion; lateinisch Troia, Ilium; türkisch Truva) war eine Stadt im Altertum. Sie lag nach heutiger Lehrmeinung in der Landschaft Troas im Nordwesten der heutigen Türkei. In den Altertumswissenschaften wird die lateinische Schreibweise Troia verwendet, die der altgriechischen Schreibweise entspricht.<ref>14. Frage: Wie ist die richtige Schreibweise von Troia? Eberhard Karls Universität Tübingen</ref>
Die Forschung verortet heute das Troja des Dichters Homer, der den Trojanischen Krieg schilderte, auf dem Hügel Hisarlık in der Türkei. Dort befindet sich die archäologische Stätte Troja, die zum UNESCO-Welterbe gehört. Konkurrierende Hypothesen zur Lage Trojas spielen in der heutigen Wissenschaft keine nennenswerte Rolle.
Inhaltsverzeichnis
Was ist „Troja“?
Genauer ist bei dem Namen Troja Folgendes zu unterscheiden:
- Der griechische Dichter Homer (8. Jahrhundert v. Chr.) gilt als Verfasser der Ilias und der Odyssee. In der Ilias wird der Trojanische Krieg um die Stadt Ilios beschrieben (Troja ist die Landschaft um die eigentliche Stadt). Die Frage, ob ein Krieg zwischen Griechen und Ilios (Troja) tatsächlich stattgefunden hat, ist bislang nicht abschließend zu beantworten. Von der Frage nach einem solchen Krieg ist die Frage zu trennen, ob es die Stadt Ilios (Troja) gegeben hat. Homer wird als Gründer der abendländischen Literatur angesehen, seine gewaltigen Versepen haben sich schon im Altertum größter Beliebtheit erfreut, und auch heute zieht die Frage nach dem realen Troja viel Interesse auf sich.
- In der Zeit der griechischen Antike gab es eine reale Stadt Ilion. Sie wurde damals mit dem berühmten Troja Homers gleichgesetzt. Da die Überlieferung abgebrochen ist, geriet auch die Lage dieses Troja in Vergessenheit.
- Seit dem 18. Jahrhundert wird vermutet, dass das Troja Homers sich auf dem Hügel Hisarlık befindet. Dort hat im 19. Jahrhundert der Deutsche Heinrich Schliemann im großen Stil gegraben. Es wurden seitdem Siedlungen gefunden, die über einen langen Zeitraum entstanden sind: vom 5. Jahrtausend v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr.
- In der Mitte der heutigen Türkei lag das Reich der Hethiter, das im 12. Jahrhundert v. Chr. untergegangen ist, also etwa in der Zeit, in der man das von Homer beschriebene Troja verortet hat. In hethitischen Quellen wird von etwa 1400 bis 1200 v. Chr. eine Stadt namens Wilusa erwähnt. Es gibt Hinweise, denen zufolge diese Stadt möglicherweise identisch ist mit der Anlage auf dem Hisarlık. Damit verbunden wurde dann die Frage, ob Troja eher der griechischen Welt der Ägäis oder aber dem Alten Orient zuzuordnen ist.
Es ist vorherrschende Meinung, die in geringerem Teil auch in den Altertumswissenschaften gelehrt wird, dass das Troja Homers mit einer Siedlungsschicht auf dem Hügel Hisarlık identisch ist. Der Hügel besteht jedoch aus vielen Siedlungsschichten, die aus einem Zeitraum von mindestens 3500 Jahren stammen. Welche Schicht mit dem von Homer beschriebenen Troja übereinstimmt, konnte bisher nicht geklärt werden. Auch die Frage, ob es einen Trojanischen Krieg zwischen Griechen und Trojanern gegeben hat, ist nach wie vor umstritten.
Ein Streitpunkt in der Troja-Debatte um 2001/2002 war ferner, wie groß die Anlage um den Hisarlık gewesen ist. Manfred Korfmann hatte bei Ausgrabungen abseits des Burgberges eine Unterstadt entdeckt, die deutlich größer war als der zuvor meist erforschte Hügel. Diese Entdeckungen und ihre Interpretation spielen eine wichtige Rolle bei der Frage, ob die Siedlungen des Hisarlık tatsächlich eine überregionale Bedeutung (wie das Troja Homers) hatten. In den Altertumswissenschaften weit verbreitet ist die Meinung, die Siedlungen des Hisarlık seien eher unbedeutend, was gegen die Gleichsetzung von Troja und Hisarlık spräche.
Geographie
Koordinaten: 39° 57′ 26″ N, 26° 14′ 19″ O{{#coordinates:39,957222222222|26,238611111111|primary
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Troja befand sich sehr wahrscheinlich auf dem 15 Meter hohen Siedlungshügel Hisarlık (türkisch: Burghügel) an den Dardanellen. Möglicherweise kontrollierte die Siedlung seit der Bronzezeit den Zugang zum Schwarzen Meer. Die Schiffe konnten damals noch nicht gegen den Wind kreuzen. Nach Ansicht von Manfred Korfmann warteten sie daher im Hafen der Festung auf günstige Winde und der Wegzoll sowie die Lotsen- und Schutzgebühren, welche die Schiffe an Troja entrichten mussten, brachten der Stadt Reichtum. Diese Ansicht ist allerdings umstritten: Es wird sowohl das Vorliegen einer substantiellen Schifffahrt vom Mittelmeer ins Schwarze Meer während der späten Bronzezeit bezweifelt wie auch die Tatsache, dass dafür der Hafen der Festung angesteuert worden wäre.
Berühmtheit erlangte der Ort in der Antike durch die Dichtung Ilias von Homer und den dort beschriebenen sagenhaften Trojanischen Krieg. Noch in der Spätantike wurden der Ort und seine sagenhaften Helden im Römischen Reich hoch verehrt (siehe Aeneis), und der Hügel Ilium war weitbekannt. Mit dem Beginn des christlichen Mittelalters geriet Troja (und damit auch die Lage der Stadt) in Vergessenheit.
Die Existenz und die Lage Trojas gehören seit zwei Jahrhunderten zu den umstrittenen Themen der Archäologie. Die auseinandergehenden Meinungen mündeten schließlich in die Troja-Debatte. Heute ist die Mehrheit der Altertumswissenschaftler der Ansicht, dass eine Siedlungsschicht auf dem Hisarlık das von Homer beschriebene Troja ist. Bei Homer wird der Ort vor allem Ilios (griech. Ἴλιος) genannt und an einer Stelle Ilion (Ἴλιον). Unklar bleibt, inwieweit Homers Schilderung eines Krieges zutrifft.
Entdeckungsgeschichte
Erste Lokalisierungsversuche
Mit Beginn der Neuzeit stieg die Zahl der Reisenden, die mit der Ilias in Händen die Troas besuchten; beispielsweise die englische Schriftstellerin Mary Wortley Montagu, die 1718 schrieb:
„Es ist ein Vergnügen, das Tal zu sehen, wo, wie ich mir einbilde, der berühmte Zweikampf zwischen Menelaos und Paris vorging und die große Stadt stand – vom Fall Trojas zu lesen im Schatten einer trojanischen Ruine.“<ref>Lady Wortley Montagu: Briefe. Mannheim 1784, S. 77. Zitiert bei Christoph Ulf (Hrsg.): Der neue Streit um Troja. Beck, München 2003, S. 22 f</ref>
Doch eben an trojanischen Ruinen mangelte es. Es gab weiter südlich die markanten Ruinen von Alexandria Troas, die man für das alte Troja hielt. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Annahme aber kritisiert, da die Gebäudereste erstens offensichtlich römisch und zweitens zu nahe am Meer gelegen waren.<ref>Jacob Spon: Curieuse Reise durch Italien, Dalmatien … Nürnberg 1681</ref> In der Skamanderebene selbst aber fanden sich keine erkennbaren Reste.
1716 erschien der zweite Band der Ilias-Übersetzung von Alexander Pope, dem eine Abbildung einer Rekonstruktion der Ansicht des alten Troja beigegeben war, welche für lange Zeit die Vorstellung der Trojasucher prägen sollte: Aus der Vogelperspektive sieht man vom Hellespont aus das Schiffslager der Achäer, dahinter das von den Flüssen Skamander und Simois eingerahmte Schlachtfeld und vor den Bergen des Idagebirges die mächtigen Mauern Trojas. Zu dieser bildgewordenen Vorstellung suchte man die entsprechende Realität: ab 1750 suchten Robert Wood und die englischen Dilettanti im gesamten Skamandertal nach Resten einer Burganlage und während seiner Zeit als französischer Gesandter an der Hohen Pforte (1784–1792) ließ Graf Choiseul-Gouffier erstmals sorgfältig vermessene Karten der Troas erstellen. In seinem Auftrag übertrug Jean Baptiste LeChevalier 1791 die Rekonstruktion Popes auf die reale Landschaft und wählte dementsprechend die erste auffällige Anhöhe vor dem Idagebirge als Ort des alten Troja. Das war der Ursprung der noch von Schliemann bekämpften Bunarbaschi- bzw. Ballı-Dağ-These. Der wesentlich unscheinbarere Hügel von Hisarlık wurde ebenfalls als Ruinenstätte erkannt und als Ort des griechisch-römischen Ilion identifiziert.<ref>Justus Cobet: Vom Text zur Ruine. In: Christoph Ulf (Hrsg.): Der neue Streit um Troia. Eine Bilanz. Beck, München 2003, S. 22 ff</ref>
Die ersten Troja-Forscher
1821 verfasste der schottische Zeitungsverleger und Amateurgeologe Charles MacLaren ein Essay über Troja, das er 1824 zu einer voluminösen Dissertation erweiterte, in der er den Hügel Hisarlık (auch Hissarlik geschrieben) als Troja lokalisierte. Ein Teil dieses Hügels war damals im Besitz der englischen Großgrundbesitzer- und Diplomatenfamilie Calvert. Als MacLaren 1863 eine noch fundiertere Beschreibung der Ebene von Troja publizierte, versuchte der jüngste Sohn der Familie, Frank Calvert, den restlichen Hügel zu erwerben. Dies misslang, doch dafür machte er von 1863 bis 1865 selbst kleinere Probegrabungen. Diese beeindruckten ihn so sehr, dass auch er von der Existenz Trojas an dieser Stelle überzeugt war. Calverts Bitte an das British Museum zwecks baldiger Erforschung wurde abschlägig beschieden. Erst Schliemann untersuchte Calverts Hypothese in systematischer Weise.<ref name="calvert">Flügge 2001, S. 155 f.</ref>
Heinrich Schliemann
Am 9. August 1868 kam der bis dahin noch wenig erfahrene deutsche Archäologe Heinrich Schliemann in die Ebene der Troas. Auch er war hier auf der Suche nach dem sagenhaften Troja und vermutete es zuerst, entsprechend der These von LeChevalier, unter dem Hügel Ballı Dağ. Schliemann und seine fünf Arbeiter wurden nicht fündig, er wollte abreisen, verpasste sein Schiff und traf dabei zufällig auf Frank Calvert, in dessen Haus er übernachtete. Calvert konnte nun Schliemann mit seiner Überzeugung begeistern, dass sich unter dem Hügel von Hisarlık die Ruinen des homerischen Trojas verbergen müssten. Schliemann verschwieg später nicht, dass er den entscheidenden Hinweis auf die Lage Trojas von Calvert hatte.<ref name="calvert01">Flügge 2001, S. 176</ref>
1873 teilte Schliemann der Öffentlichkeit mit, Troja in Hisarlik gefunden zu haben. Den Durchbruch zum Ruhm verdankte er aber einem anderen Fund desselben Jahres:<ref name="ruhm">Flügge 2001, S. 220</ref> Schliemanns spektakulärster Fund war der von ihm selbst so genannte „Schatz des Priamos“. Er begründete in mehrfacher Hinsicht Neues: Einerseits Schliemanns Ruhm als Wissenschaftler, andererseits die Begeisterung der wilhelminischen Kaiserzeit für Troja und für die Archäologie im Allgemeinen, die nun im öffentlichen Ansehen von einer Disziplin für Amateure und Reisende zu einer ernsthaften Wissenschaftsdisziplin befördert wurde. Der Goldschatz wurde lange Zeit im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte gezeigt und nach dem Zweiten Weltkrieg als Beutekunst in die UdSSR gebracht, wo er seit 1996 im Moskauer Puschkin-Museum ausgestellt ist. Allerdings ergaben sich bereits zu Schliemanns Lebzeiten – durch seinen Mitarbeiter Wilhelm Dörpfeld – erste Hinweise darauf, dass der Schatz mehr als 1000 Jahre älter war als von Schliemann angenommen.
Bereits Schliemann schrieb, dass er dem Autor der Ilias dichterische Freiheit („Übertreibung“) zugutehalten müsse; auch wusste er, dass er nicht die ganze Stadt, sondern die Pergamos-Burg der Stadt Troja ausgrub.
Wilhelm Dörpfeld und Carl Blegen
Wie weitere Ausgrabungen ergaben, war Troja zu Beginn der Frühen Bronzezeit (ab ca. 3000 v. Chr.) bis in die Spätantike besiedelt. Unlängst sind Spuren noch früherer Besiedlung gefunden worden, die bis in das 5. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen. Mit dem Christentum ließ die Bedeutung der Stadt, in der die trojanischen Sagenhelden verehrt worden waren, deutlich nach. Während sie den Einfall der Goten im Jahr 276 noch weitgehend unbeschadet überstanden hatte, endete die Besiedlung nach einer Reihe verheerender Erdbeben gegen Ende des 5. Jahrhunderts.
Bis heute wurden mehr als zehn Siedlungsschichten entdeckt (Troja I bis Troja X), die wiederum in über 40 Feinschichten unterteilt werden. Dabei gehören – vereinfacht ausgedrückt – Troja I (2950–2550 v. Chr.) und II (2550–2200) der Frühen, Troja III bis V (2200–1700) der Mittleren, Troja VI bis VIIa (1700–1200) der Späten Bronzezeit und Troja VIIb (1200–1000) der Frühen Eisenzeit an. Troja VIII und IX datieren in die Zeit vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit, Troja X, ein byzantinischer Bischofssitz, reicht bis ins frühe Mittelalter.
Troja I hatte noch direkt am Meeresstrand gelegen. Die Zitadelle Troja II umfasste eine Fläche von ca. 9000 m² (vier Brandkatastrophen), von Troja IV an war die Fläche verdoppelt, Troja VI hatte sich nach Süden und Osten auf etwa 50.000 m² vergrößert (die „Unterstadt“ nicht mitgerechnet). Die vom Autor der Ilias beschriebene Festung könnte mit Troja VI identisch sein (nach anderer Ansicht mit VIIa), das um die Wende vom 13. zum 12. Jahrhundert v. Chr. unterging. Dabei ist unsicher, ob eines der häufigen Erdbeben oder eine Eroberung die Ursache war.
Ob auch der trojanische Krieg einen historischen Kern hat, ist weiterhin höchst umstritten. Die Lage der Stadt Troja wird in der Dichtung Ilias von Homer klar beschrieben: Es werden die Dardanellen (im Werk: Hellespont) genannt, der höchste Berg ist der Ida (Kaz Dağı). Es werden zudem zwei Flüsse beschrieben: der erste namens Skamander (heute Karamanderes), welcher dem Idagebirge entspringt, und als zweiter Simois. Beide vereinen sich bei Troja und fließen in den Hellespont. Es wird auch von den Inseln Tenedos (heute Bozcaada) und Imbros (Gökçeada) berichtet.
Schliemann hielt das imposante frühbronzezeitliche Troja II für das homerische. Er glaubte damals irrtümlich, dass es zeitgleich mit Mykene und Tiryns war. Dörpfeld hielt die 6. Siedlungsschicht (Troja VI) für das Homerische Troja. Schicht VIh ist um 1300 v. Chr. wahrscheinlich durch ein starkes Erdbeben zerstört worden. Daher hielt Carl Blegen die darauf folgende Schicht Troja VIIa für das homerische Troja. Diese These fand und findet den meisten Zuspruch. Nach neueren Keramikuntersuchungen wird das wahrscheinlich gewaltsame Ende von Troja VIIa meist auf etwa 1180 v. Chr. oder später datiert.<ref>Siehe Übersichtstabelle bei Dietrich Koppenhöfer: Troja VII – Versuch einer Zusammenschau einschließlich der Ergebnisse des Jahres 1995. In: Studia Troica. Bd. 7, 1997, S. 346, Tab. 4. Die nach Blegen – seine Datierung (ca. 1260 v. Chr.) gilt mittlerweile als überholt – vorgenommenen Einschätzungen für das Ende von Troja VIIa liegen zwischen 1185 und 1140 v. Chr. bzw. im Verlauf der Stufe SH III C (2. Hälfte 12. Jh.). Koppenhöfer selbst nimmt 1180 v. Chr. an und folgt damit Sandars und Hänsel.</ref> Ein Datum um 1180 v. Chr. würde gut zu den meisten Datierungen des Trojanischen Krieges durch antike Autoren passen.
Als „Kandidat“ für die Ilios Homers kommt aber auch noch Troja VIIb1 in Betracht. Neben dem Festhalten an kulturellen Traditionen von Troja VI und VIIa treten hier auch neue Elemente zutage, zum Beispiel sogenannte Handgemachte Geglättete Keramik (auch als „Handmade Burnished Ware“, „Barbarian Ware“ oder „Coarse Ware“ bezeichnet): grobe, einfach verzierte, graue handgemachte Keramik. Diese lässt auf Zuzug neuer Bevölkerung schließen. Die machtpolitischen Verhältnisse in Kleinasien, wie sie Homer schildert, passen gut in diese Zeit. Die mykenische Kultur hat im 12. und 11. Jahrhundert weiterbestanden. Auch Handel und Seefahrt wurden weiterbetrieben. Ein Krieg von Achäern gegen Troja im 12. Jahrhundert wäre also nicht ausgeschlossen.
Dem hielt Friedrich Matz entgegen, dass man gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. die Festungswerke von Mykene, Tiryns und Athen verstärkte. Kurz nach 1240 v. Chr. wurden der Palast von Pylos zerstört und Mykene angegriffen. Aus Keramikfunden kann auf eine zeitliche Übereinstimmung mit der Zerstörungsschicht von Troja VIIa geschlossen werden. Da sich die Achäer in ihrer Heimat fremder Angriffe erwehren mussten, hielt Matz einen Kriegszug der mykenischen Griechen gegen Troja ab dieser Zeit für ausgeschlossen, während ein solcher etwa zwei Generationen früher verständlich wäre.<ref>Friedrich Matz: Kreta, Mykene, Troja. In: Sammlung Kilpper (Hrsg.): Große Kulturen der Frühzeit. Band 6, Phaidon, Essen 1985, ISBN 3-88851-085-6, Die griechische Heldenzeit, S. 122.</ref> Das Argument, ein Zug gegen Troja bereits im 14. oder 13. Jahrhundert hätte wohl die Hethiter auf den Plan gerufen und sicherlich einen Niederschlag in hethitischen Schriftquellen gefunden, kann hingegen nur nach 1316 v. Chr. in Betracht gezogen werden, nachdem die Hethiter unter ihrem Großkönig Muršili II. das Gebiet von Arzawa erobert hatten und an der kleinasiatischen Westküste Vasallenstaaten etablierten.
Hethiter-These von Joachim Latacz
lili | rere | |
Umzeichnungen der Vorder- und Rückseite des 1995 gefundenen bikonvexen Bronzesiegels aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts v. Chr.
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Dennoch bleibt in diesem Punkt vieles ungeklärt. Die Frage, inwieweit Homer tatsächlich als Quelle für historische Vorgänge der Späten Bronzezeit dienen kann, und ob es überhaupt einen trojanischen Krieg gegeben hat, kann hier nicht angemessen behandelt werden. Jedenfalls haben die Theorien der Gräzistik über den Hexameter und die Entstehung des Epos, wie sie von Joachim Latacz vorgetragen wurden, in den neuen Grabungsergebnissen eine Stütze gefunden. In materieller Hinsicht bzw. anhand des Grabungsbefundes ist ein luwisch beschriftetes bikonvexes Siegel das wichtigste Indiz für eine Verbindung dieser Siedlung zu den Hethitern.<ref>Manfred Korfmann: Troia im Lichte der neuen Forschungsergebnisse. Dies academicus 2003. In: Reden an der Universität Trier. Nr. 2/2004, Universität Trier, 2004, ISSN 1611-9754, S. 40 (PDF-Datei, 2651,16 KB, online, abgerufen am 7. Mai 2015).</ref><ref>Zur Kontroverse um Troia VI / VII: Was ich entschieden bestreite! Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Juli 2001. Fiktives Streitgespräch zwischen Dieter Hertel und Joachim Latacz.</ref>
Latacz zufolge ist Troja mit großer Wahrscheinlichkeit identisch mit der in hethitischen Quellen genannten Stadt Wilusa . Bearbeitet von Carl Gotthold Lenz. Rinck und Schnuphase, Altenburg und Erfurt 1800.
Filme
- Terra X – Der Fall Troia. Dokumentation, Deutschland, 44 Min., Produktion: ZDF, Erstausstrahlung: 31. Januar 2010
- Rätsel der Geschichte – Das Trojanische Pferd – Geschichtsdokumentation, USA, 45 Minuten, zdf info
- Troja ist überall: Der falsche Schatz des Priamos. Dokumentation, Deutschland, 45 Min., Produktion: ZDF, Reihe: Expedition, Erstausstrahlung: 25. Mai 2008<ref>Video Troja ist überall: Der falsche Schatz des Priamos (45:00 Min.) in der ZDFmediathek, abgerufen am 11. Februar 2014 (offline), Inhaltsangabe Anmerkung: Der ZDF-Film übernimmt die Sichtweise von Korfmann und seinen Nachfolgern. Das bedeutet, dass der Graben um die Unterstadt nur als Verteidigungsanlage gedeutet wird und nicht als Entwässerungsgraben wie von Kolb (In der Troia-Debatte antwortet Frank Kolb dem Grabungs-Team: Zur Handelsstadt fehlt alles, Schwäbisches Tagblatt, 11. August 2001). Ebenso wird die Größe der Siedlung auf 10.000 Einwohner geschätzt, während dies die Kritiker der Troja-These als zu hoch angesetzt ablehnen.</ref>
- Troja. Spielfilm, USA, Malta, England, 2004, 156 Min., Regie: Wolfgang Petersen, u. a. mit Brad Pitt als Achilles
- Die schöne Helena. Spielfilm, Warner Brothers, 1956, 116 Min. Regie: Robert Wise
- Der Trojanische Krieg [Sender, HD, Doku, 2014. deutsch], ZDFinfo-Kanal, Youtube-Signatur: n0bHcNCZ6HM, 26. März 2014.
Siehe auch
Weblinks
- Informationen zur Stadt Troja in der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB)
- Informationen zur Stadt Troja in der Deutschen Nationalbibliothek (DNB)
- Suche nach Stadt Troja im Portal SPK digital der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
- Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch
- Projekt Troia. (Memento vom 17. November 2014 im Internet Archive) Website des Tübinger Grabungsteams, siehe auch Projekt Troia – Tutorial. (Memento vom 3. September 2014 im Internet Archive)
- Troy on the Internet. Website für Schüler und Lehrer (englisch), University of Cincinnati.
- troia.de. Prämierte Website der Troja-Ausstellung von 2001/2002.
- Antiken-Portal „Perseus“. Über Troja (engl.).
- Troja – der Schauplatz der „Ilias“ – archäologisch und kulturhistorisch. Vortrag von Ernst Pernicka, Frankfurt 2011.
- Artikel und Aufsätze
- Troja – Mykener gegen Hethiter? Auf: ancient-cultures.com. (dt.).
- Das Drama von Troja. National Geographic, Nr. 12, 1999 (mit Videos über die Anlage).
- Skript über „Troy VII“ und die „Historizität“ des Trojanischen Krieges. Dartmouth College, March 18, 2000 (engl.).
- Joachim Latacz: Wilusa (Wilios/Troia). Zentrum eines hethitischen Gliedstaates in Nordwest-Kleinasien. Aufsatz vom 15. Oktober 2001 für die Hethiter-Ausstellung in Bonn 2002 (PDF; 569 kB).
- Ist Troja gleich Atlantis? Viele Parallelen erkennbar. (Memento vom 11. Januar 2008 im Internet Archive) ZDF, 28. September 2003.
- Rückblick: Der Tübinger Kampf um Troia (zwischen Kolb und Korfmann). Troja-Portal des Schwäbischen Tagblatts, 12. August 2005.
- Troia: Stadttor und Gräber aus der Bronzezeit entdeckt. Forscher aus acht Ländern bei Grabungskampagne 2009 erfolgreich. Scinexx, 25. September 2009, abgerufen am 12. September 2014.
- Der Mythos lebt. Focus, 10. Januar 2010, abgerufen am 12. September 2014 (11-teilige Artikelreihe).
- Hans-Martin Lohmann: Im Reich der Fabel. Troia hat es nie gegeben. Frankfurter Rundschau, 3. März 2011. Rezension zu Frank Kolbs Zusammenfassung der Troia-Debatte.
- Hakan Baykal: Deutsche Archäologen verlassen Troja. Auf den Spuren von Homer. Der Tagesspiegel, 12. Februar 2013, abgerufen am 12. September 2014.
- Fotos und Videos
- Troja und Ebene von Troja (Memento vom 27. Februar 2009 im Internet Archive), livius.org, (engl.)
- Satellitenbild von der NASA
- UNESCO-Weltkulturerbe, SWR, „Schätze der Welt“ mit RealPlayer-Video (15 min)
Einzelnachweise
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Europa: Altstadt von Istanbul | Süleymaniye-Moschee | Sultan-Ahmed-Moschee | Topkapı-Palast | Hagia Sophia | Chora-Kirche | Theodosianische Landmauer | Selimiye-Moschee in Edirne
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