Medientheorie


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Als Medientheorie werden spezifische oder generalisierte Forschungsansätze verstanden, die das Wesen und die Wirkungsweise von Einzelmedien oder der Massenmedien generell zu erklären versuchen. Es werden darin häufig Rückbezüge genommen auf die Kommunikations- und die Informationstheorie.

Die Medientheorie gehört neben der Medienanalyse und der Mediengeschichte zu einem der drei zentralen Arbeitsfelder der Medienwissenschaft.

Allgemeines

Zurzeit steht eine einheitliche Medientheorie noch aus. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass es bislang noch nicht gelungen ist, eine Kategorisierung nach technischen Medienbegriffen mit einer sinnvollen und stimmigen Definition von Medium bzw. Medien in Einklang zu bringen.

Das hängt aber auch mit den Herangehensweisen zusammen: Die Philosophie, die selbst hinter einem scheinbar einfachen Begriff wie Technik ganze Felder von Fragestellungen aufdeckt, wird naturgemäß bei der Betrachtung der Medien nicht zu einheitlichen Schlussfolgerungen kommen.

So können einige Medientheorien eher als Philosophien der Medien (Medienphilosophie) betrachtet werden, andere sind soziologische Theorien (denen heute aber häufig der Vorwurf gemacht wird, die Medialität der Medien zu verkennen und mit ungenügenden Begrifflichkeiten zu arbeiten). Man beachte hier auch die unterschiedlichen Erkenntnisinteressen von geisteswissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Medienwissenschaft. In der geistes-/kulturwissenschaftlichen Medienwissenschaft wird oftmals ein einheitlicher Medienbegriff gar nicht mehr angestrebt.

In der der Medienphilosophie nahestehenden Medienkritik verbindet sich Medientheorie mit der Kritik an den Folgen moderner Medien für Gesellschaft, Politik und Pädagogik. Dabei ist die neurophysiologisch begründete Richtung der Kritik (Manfred Spitzer) und die eher geisteswissenschaftlich oder kulturphilosophisch orientierte Richtung Neil Postmans und Giovanni Sartoris am einflussreichsten, aber auch umstrittensten.

Systematik der Medientheorien

Es existieren verschiedene Ansätze zur Systematisierung vorhandener Medientheorien.

Systematik nach Arabatzis

Stavros Arabatzis unterscheidet in seiner Rezension der Bücher von Leschke, Mersch, Debray und Agamben sowie in seinem neuen Aufsatz Doxologien der Schaltungen acht Kategorien von Medientheorien:

  1. Medien-Ästhetik (Mersch)
  2. Medien-Wissenschaft (Leschke)
  3. Medien-Kultur (Debray)
  4. Medien-Theologie (Agamben)
  5. Medien-Mythologie(McLuhan, Flusser)
  6. Medien-Ontologie (Baudrillard, Virilio)
  7. Medien-Technomythologie (Kittler)
  8. Medien-Netzwerkmythologien (Engell, Siegert, Hartmann)


Medienarchie – Medienresistenz – Medienanarchie (Arabatzis)

Die obige Anzahl der Medientheorien, die sich weiter ausdifferenzieren läßt (siehe die anderen Medientheorien unten in dieser Webseite), lassen sich noch einmal einer Komplexitätsreduktion unterziehen, indem wir die Medien nicht bloß von innen, in ihrer historischen Bewegung, sondern auch von außen her betrachten. Denn Medien (physisch-unmittelbare wie technisch-vermittelte) wirken nicht einfach aus sich selbst heraus, um in ihrer unruhigen Dynamik (Dialektik, Werden, Prozess) in reiner medialer Unmittelbarkeit statisch wieder zu verharren – eine Verabsolutierung des Medialen (als Zwangsjacke einer allumfassenden Netzwerk-Identität), die von der Vielfalt der kulturellen Tatsachen (in ihrer scheinbaren Unmittelbarkeit) komplementär ergänzt wird. Um eine rein aus innen selbst und ihrer Bewegung gewonnenen Aktualität und Potenzialität braucht, um der Selbsterkenntnis der Medien willen, wenigstens den genealogischen Seitenblick auf das, was sie einmal in ihrem Urspung (archē) waren, was sie dann in ihrem historischen Werden und Gewordensein nicht mehr sind oder noch nicht sind. In dieser archäologischen Kompexitätsreduktion gibt es dann nur noch drei Sorten von Medientheorien:

1) Die imperativ-archischen Medientheorien. Das sind Medientheorien und Medien, die in ihrem Sein und Werden im Dienst eines doppelten Imperativs stehen (universell-monarchisch und national-polyarchisch), aber so, dass dieser von der indikativen Bühne des dialektischen Werdens und metaphysischen Seins verdeckt bleibt. Wenn die grundlegende Definition des Mediums die des Dazwischen ist, wo es ein Feld von Fluchtlinien, Differenzen und Netzwerken eröffnet, dann beschreibt diese Stelle des metaxy (mittendrin) nicht nur die Dialektik oder Komplementarität zwischen Kultur und Natur, Begriff und Bild, Sinn und Sinne, Geist und Affekt, Psyche und Soma, Wissen und Meinung, Gericht und Gerücht, Poiesis/Techne und Physis, Noesis und Aisthesis, Nous und Thymos, Aletheia und Doxa (in der aristotelischen Tradition zwischen dem apophantischen logos einerseits, der das Wahre vom Falschen unterscheidet, und dem nicht-apophantischen logos andererseits, der Gebet, Wunsch, Frage, Rhetorik, Lust, Trieb, Zorn, Wille, Rausch oder Traum meint). Vielmehr verdecken die zwei scheinbar widersprüchlichen Gebiete der Medien (Intellektivität und Sensualität) nur die eine logisch-alogische (ontisch-ontologische) Medienmaschine: das verabsolutierende Dazwischen, das dritte Moment der Copula, das Produktivität und Produkt, Potenzialität und Aktualität, Möglichkeit und Wirklichkeit, Dynamis und Energeia zusammenhält - nicht die »Vergeistigung des Wirklichen« (Hegel), sondern die Medialisierung des Wirklichen; was ich denke, begreife und aufdecke (apophansis) und das, was ich in der performativen Äußerung glaube, träume, kreativ-schöpferisch gestalte, wünsche, will, meine oder erhoffe beschreibt nur die eine universale Medienmaschine in ihrer globalen und nationalen Bewegung (die eine global-vermittelte Kultur und die Vielheit der kulturellen Tatsachen in ihrer Unmittelbarkeit). Alle Medien (logisch-rationale wie alogisch-irrationale) in ihrer Aktualität (Wirklichkeit) und Potenzialität (Virtualität) gehorchen so seit ihrer Entstehung, ihrem Ursprung (archē: als Anfang und Herrschaft zugleich), in ihrer Arbeit, Tätigkeit und Aktion einer doppelten, monarchischen und polyarchischen Macht. Es handelt sich um ein von der historisch-gesellschaftlichen, mythischen, kulturellen und theologischen Bühne (Geschichte, Prozess, Dialektik, Sein, Werden) verdecktes »Heeresgerät« (Kittler), das heute im Dienste des neuen Imperativs steht: »Sei!, Werde!, Zähle!, Erzähle!, Singe!, Schreibe!, Spreche!, Tue!, Genieße!, Wolle!, Wünsche!, Konsumiere!, Kaufe!, Optimiere!, Musiziere!, Gestalte!« etc. Damit erfüllen alle Medien (menschliche oder metaphysische im individuellen und kollektiven Subjektivierungsprozess) in ihrer historischen Entwicklung, Dynamik, Ausdifferenzierung und Transformation von Beginn an (archē) eine desubjektivierende Funktion: das anti-hierarchische, weltweit agierende und rhizomatisch verzweigte Global-Kollektiv steht im Dienste einer Monarchie (die Kapitale als Verschaltung von internen neurologisch-psychischen und externen sozial-technologischen, instrumentell-poietischen Apparaten) und Polyarchie (die Reaktivität der ethnisch-nationalen Identitätsbehauptung); das Bündnis zwischen Kapitale und A-Kapitale. Eine, die noch im dialektischen, »menschlich verheißenen Anderen der Geschichte« (Adorno), im fundamentalontologischen »anderen Anfang der Geschichte« (Heidegger), im imperativen »Bildet Rhizome« (Deleuze) oder »Dekonstruiert!« (Derrida) im Dienste jener medialen archē steht. Deswegen können wir den aufklärerischen Kantischen Imperativ »Man muss wollen können« in »Du muss wollen können« umformulieren. Eben, weil das allgemeine Gesetz als monarchisches und polyarchisches Prinzip unseren Handlungen bereits vorgeordnet ist. Damit können wir ebenso das theologische Gründungsmedium (logos, Wort) aus dem Johannes' Evangelium neu umformulieren: Am Anfang (en archē) war nicht das Wort (logos), sondern der »Imperativ der Medien«.

2) Die gegenimperativen Medientheorien. Diese meinen die eigentliche Medienresistenz, den gegenimperativen Widerstand in und gegen die globalen und nationalen Medienimperative; etwas, was die Menschen zwar selbst hervorgebracht haben und weiter kreativ-schöpferisch-vernetzt hervorbringen, was aber in seiner Verabsolutierung sie auch umgekehrt selbst als Macht fremdbestimmt und steuert. Medienresistenz meint dann: den Widerstand in den Medien selbst organisieren, ohne in die Dialektik eines Produzierenden und Produzierten aufzugehen, die in Wirklichkeit nur die imperative Medienmaschine weiter vorantreibt. Eine widerständige Kraft, die alle Aktivität, Arbeit und Tätigkeit des verabsolutierenden Mediums (das Dazwischen als drittes Moment der Copula von Produktivität und Produkt, von Handelnden und Gegenständen in einem universalen Netzwerk) zuletzt unwirksam macht und »dialektisch« aufhebt. Gegen die imperativen Medienmaschinen (monarchische oder polyarchische) angehen heißt allerdings auch, immer auch im Horizont dieser Medienmächte sich bewegen (Foucault), womit der mediale Widerstand von der monarchischen und polyarchischen Medienmacht (archē) in der Tat auch kontaminiert ist. Denn alle gegenimperativen Widerstandsmedien (anarchē) bewegen sich im Horizont des imperativen Medienintegrals (archē). Es gibt nämlich kein Medium, das sich nicht auch der Gewalt des Mediums bediene. Der anarchische Frieden, auf dem ja die Medienresistenz aus ist, ereignet sich eben nur dort, wo er von der imperativen Gewalt des Mediums (archē) beschützt wird. Deswegen kann man sich der Ökonomie des universellen Medienintegrals nicht in der Unmittelbarkeit des Mediums (anarchē) entziehen. Genau deswegen gilt es aber die Resistenz in der Aktualität und Potenzialität des Mediums in der pipolaren Maschine selber zu organisieren, um so das medial Vermittelte als ein medial Vermitteltes erkennen und wahrnehmen zu können. Nicht Archie (vermittelte Gewalt) also gegen Anarchie (unmittelbare Gewaltlosigkeit), sondern Archie gegen Archie, Befehl gegen Befehl macht erst den Weg für einen neuen Gebrauch der Medien frei: »Ein Befehl löst wiederum einen Befehl aus.« (Deleuze). Gewalt tritt hier als ein Gegenmittel auf, das die verheerende Wirkung des Mittels als Gift neutralisiert: nemo contra deum nisi deus ipsi (Goethe: Gegen einen Gott nur ein Gott) - in der neuen Sprache der Akteur-Netzwerk-Theorie (Bruno Latour) heißt dies: Kosmos (humans) gegen Kosmos (Gaia) -, wobei dieses Gegen sowohl gegen die Monarchie des Einen (Theologie) als auch gegen die Polyarchie der Vielheit (Mythos) angeht. Und genau dies ist dann die Stelle, wo die deaktivierten imperativen Medienmaschinen für einen neuen, anarchischen (ohne Herrschaft) Gebrauch der Medien wieder frei werden.

3) Die anarchischen Medientheorien. Diese können sich allein aus den gegenimperativen Medientheorien speisen und meinen zuletzt die Freiheit von Herrschaft insgesamt. Hier gilt es zuletzt alle imperativen Mächte als fremdbestimmte Hemmnisse und Dispositive im selbst schaffenden Grund des universellen Demiurgen unwirksam zu machen, sie also ganz »konsumistisch« zu verbrauchen, damit die Medien heilend (der Doppelsinn des Mittels, pharmakon, als Gift und Heilmittel zugleich) auf den unverfügbaren Menschheitskörper einwirken können. Medienresistenz meint daher zuletzt, den anarchischen Widerstand in und gegen die Macht der imperativen Medienmaschinen zu organisieren: die selbstverschuldeten negativen (menschlich-göttlichen) Hemmnisse der Emanzipation, die perversen Formen der Unterdrückung und Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, aufheben. Sie meint, die Richtung der Medien zu ändern, ihre Möglichkeiten im Widerstand unwirksam machen, sie in sich selber brechen und umwenden, um so ihren universalen und nationalen verfinsterten Horizont schließlich zu verlassen. Es ist der im Bösen sich selbst aufzehrende und immer vernichtende dialektische Widerspruch in der Geschichte der Medien als ein verabsolutierendes Dazwischen, das im Dienste des Imperativs steht: die Dialektik des Pseudowiderstands als der Treibstoff, der die universale Medienmaschine in ihrer ethnisch-nationalen Rahmung weiter vorantreibt. Eine Kreativitätskontinuität des rhizomatischen planetarischen Demiurgen (samt seinen Doxologien, unterschiedlichen Existenzweisen, Wahrheiten, Wertesystemen, Wahrnehmungs-, Ausstellungs- und Denkweisen), die immer zu werden strebt, indem sie das Band zwischen Mensch und Natur vernichtet und aus Vergesslichkeit alles Leben unendlich aussaugt. Dergestalt, dass im anarchischen Widerstand schließlich alle Medien und Kategorien (Freiheit, Friede, Gerechtigkeit, Wahrheit, Sinn, Sinnlichkeit, Unendlichkeit, Liebe, Glück) um das Gravitationsfeld der Menschheits-Idee sich versammeln – eine Idee, die freilich nicht den »unendlichen Progress« (Kant) im Imperativ des Wollens und Könnens meint –, ohne diese uneigentliche, unverfügbare und unkonstruierbare Idee (eine die sich selbst will) erneut medial (archisch-imperativ) zu beschlagnahmen. Wirklich aktuell werden somit Medien erst da, wo sie in ihrem archischen Charakter ausgedient haben, um anarchisch (ohne Herrschaft) zu leben, was in ihnen und in der hochentwickelten poietisch-instrumentellen Intelligenz des Menschen ungelebt bleibt. Hier entscheidet sich, ob sie einmal menschlich werden oder aber als fälschende und desintegrierende nicht menschlich bleiben beziehungsweise wieder werden.


Stavros Arabatzis: Medien und Medientheorie. Ein Diskussionsbeitrag. In: Weimarer Beiträge. Zeitschrift für Literaturwissenschaft, Ästhetik und Kulturwissenschaften. Heft 1/2013, 59. Jahrgang, ISSN 0043-2199.

Stavros Arabatzis: Doxologien der Schaltungen und Heterosexualität der Medien: Friedrich Kittler und die Unwahrheit der technischen Welt. In: Weimarer Beiträge. ISSN 0043-2199, Bd. 60 (2014), H. 1, S. 99–117.

Stavros Arabatzis: Die imperative Sprache der Medien und ihr neuer Gebrauch. In: Weimarer Beiträge. ISSN 0043-2199, Heft 3/2015, 61 Jahrgang (2015)

Systematik nach Faulstich/Faßler

Werner Faulstich unterscheidet beispielsweise vier Kategorien von Medientheorien:

  1. Einzelmedientheorien: Film-, Hörfunk, Fernseh-, Theater-, Buch- und Brieftheorien.
  2. kommunikationstheoretische Medientheorien: Betrachtung von Medien als Teil eines Kommunikationsprozesses.
  3. gesellschaftskritische Medientheorien: explizit kritischer Ansatz; Unterscheidung nach dem emanzipatorischen Gehalt der Medientheorie, siehe auch: emanzipatorische Medientheorien.
  4. systemtheoretische Medientheorien: Kommunikation als Teil oder Form des gesellschaftlichen Handelns.
    • Beispiel: Talcott Parsons: Geld und Macht als zentrale gesellschaftliche Interaktionsmedien.
    • Beispiel: Niklas Luhmann: symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien.

Bei einem objektorientierten Ordnungsprinzip werden ebenfalls vier Gruppen von Einzelmedien unterschieden (nach Harry Pross):

  • Primärmedien: ohne Einsatz von Technik;
  • Sekundärmedien: Technikeinsatz bei der Produktion;
  • Tertiärmedien: Technikeinsatz bei der Produktion und Rezeption;

Manfred Faßler erweitert dieses Modell in seinem Buch „Was ist Kommunikation?“ (1997) um

  • Quartärmedien: Technikeinsatz bei der digitalen Distribution.

Systematik nach Leschke

Folgende Ansätze lassen sich in einem Phasenmodell nach Rainer Leschke (2001) als Ordnungsmodelle unterscheiden:

Primäre Intermedialität

Ansätze der primären Intermedialität beschäftigen sich vor allem mit dem Verhältnis unterschiedlicher Medien zueinander (Medienvergleich); diese Ansätze entstehen meist, wenn eine neue Medientechnik entwickelt wird oder wenn ein Funktionswandel eintritt, beispielsweise beim Übergang zu den Massenmedien. Sie sind vortheoretisch und beschränken sich auf Einzelaussagen über ihre Untersuchungsgegenstände.

Beispiele:

Sekundäre Intermedialität

Intermedialitätstheorien: sekundäre Intermedialität

Rationalisierte Praxis

Wenn sich ein neues Medium etabliert hat, setzt eine an der Praxis orientierte Reflexion ein; dabei werden schwerpunktmäßig nicht mehr Vergleiche mit anderen Medien angestellt, es tritt dagegen das betrachtete Einzelmedium und dessen spezifische Eigenschaften in den Mittelpunkt, beispielsweise die Montage bei Sergej Eisenstein. Diese medientheoretischen Ansätze der rationalisierten Praxis erheben nicht den Anspruch einer vollständigen Theorie des Mediums – sie sind ebenfalls vortheoretisch – und versuchen, relevante Teilbereiche zu systematisieren.

Beispiele

Brechts Radiotheorie:

  • Bertolt Brecht: Radio – Eine vorsintflutliche Erfindung? In: derselbe: Gesammelte Werke in 20 Bänden. Band 18, Frankfurt am Main, S. 119–121.
  • Bertolt Brecht: Vorschläge für den Intendanten des Rundfunks. In: derselbe: Gesammelte Werke in 20 Bänden. Band 18, Frankfurt am Main, S. 121–123.
  • Bertolt Brecht: Der Rundfunk als Kommunikationsapparat. In: derselbe: Gesammelte Werke in 20 Bänden. Band 18, Frankfurt am Main, S. 127–134.
  • Bertolt Brecht: Über Verwertungen. In: derselbe: Gesammelte Werke in 20 Bänden. Band 18, Frankfurt am Main, S. 123–124.
  • Sergej M. Eisenstein: Montage der Attraktionen. Zur Inszenierung von A. N. Ostrovskijs „Eine Dummheit macht auch der Gescheiteste im Moskauer Proletkult“. In: Franz-Josef Albersmeier (Hrsg.): Texte zur Theorie des Films. Stuttgart 1990, S. 46–57.
  • Howard Rheingold: Tools for Thought. 1986.
  • Howard Rheingold: Virtuelle Gemeinschaft: Soziale Beziehungen im Zeitalter des Computers. Bonn/ Paris/ Reading (Massachusetts) u. a. 1994.
  • Sherry Turkle: Leben im Netz. Identität in Zeiten des Internet. Reinbek bei Hamburg 1998.
  • Dziga Vertov: Schriften zum Film. Hrsg. von W. Beilenhoff. München 1973.

Einzelmedienontologien

Einzelmedienontologien versuchen, das Wesen eines neuen Mediums, das sich bereits etabliert hat, zu bestimmen. Im Gegensatz zu anderen Ansätzen gehen sie dabei methodisch und systematisch vor; sie beschäftigen sich nicht mehr nur mit Details des Mediencharakters, sondern streben Allgemeingültigkeit in Bezug auf das Einzelmedium an. Einzelmedienontologien sind nur eingeschränkt auf andere Medien übertragbar.

Beispiele
  • Rudolf Arnheim: Rundfunk als Hörkunst. München/ Wien 1979.
  • Rudolf Arnheim: Film als Kunst. Frankfurt am Main 1988.
  • Béla Balázs: Der Geist des Films. Frankfurt am Main 1972.
  • André Bazin: Was ist Kino? Bausteine zur Theorie des Films. Köln 1979.
  • Gilles Deleuze: Das Bewegungs-Bild. Kino 1. Frankfurt am Main 1989.
  • Gilles Deleuze: Das Zeit-Bild. Kino 2. Frankfurt am Main 1991.
  • Werner Faulstich: Radiotheorie. Eine Studie zum Hörspiel The war of the worlds (1938) von Orson Welles. Tübingen 1981.
  • Jochen Hörisch : Gott, Geld, Medien – Studien zu den Medien, die die Welt im Innersten zusammenhalten. (= edition suhrkamp. 2363). Frankfurt 2004; Eine Geschichte der Medien (= Taschenbuchausgabe von Der Sinn und die Sinne – Eine Geschichte der Medien. Frankfurt am Main 2001). (= Suhrkamp Taschenbuch. 3629). Frankfurt am Main 2004. (2. Auflage. 2006)
  • Siegfried Kracauer: Theorie des Films. Die Errettung der äußeren Wirklichkeit. 2. Auflage. Frankfurt am Main 1993.

Generelle (generalisierende) Medientheorien

Generelle beziehungsweise generalisierende Medientheorien werden entwickelt, um mehrere Medien theoretisch zu erfassen; sie werden in der Regel unter Rückgriff auf die Modelle und Methoden anderer Wissenschaftsdisziplinen wie der Kultur- oder Sozialwissenschaften entworfen. Sie ersetzen die Einzelmedienontologien nicht, sondern ergänzen diese.

Beispiele

Generelle (generalisierende) Medienontologien

Generelle beziehungsweise generalisierende Medienontologien versuchen, über die Aussagen der generellen (beziehungsweise generalisierenden) Medientheorien hinauszugehen und allgemeingültige Aussagen über das Wesen und die Struktur von Medien an sich zu machen und eine Universaltheorie zu schaffen; mit diesem Allgemeinheitsanspruch schließen sie eine Koexistenz mit der generellen Medientheorie aus, sie sind inkompatibel zueinander. Außerdem lösen sich generelle Medienontologien von benachbarten Wissenschaftsdisziplinen und stellen eigenständige medientheoretische Paradigmen auf.

Intermedialitätstheorien: sekundäre Intermedialität

Die Ansätze der sekundären Intermedialität versuchen, Intermedialität zu verallgemeinern und eine generelle Medientheorie zu schaffen; sie bestimmen das Wesen von Medien aus der Interferenz der Medien zueinander. Sie bilden somit eine spezielle Variante der generellen Medienontologie.

  • Thomas Eicher, Ulf Bleckmann (Hrsg.): Intermedialität. Vom Bild zum Text. Bielefeld 1994.
  • Jürgen E. Müller: Intermedialität. 1996.
  • Karl Prümm: Intermedialität und Multimedialität. Eine Skizze medienwissenschaftlicher Forschungsfelder. In: Rainer Bohn, Eggo Müller; Rainer Ruppert (Hrsg.): Ansichten einer künftigen Medienwissenschaft. Berlin 1988.

Systematik nach Liebrand/Schneider/Bohnenkamp/Frahm

Liebrand/Schneider/Bohnenkamp/Frahm suchen nicht nach einem einheitlichen Medienbegriff, weil dieser ihrer Meinung nach überflüssig und aus kulturwissenschaftlicher Perspektive zu vermeiden ist. Sie untersuchen vielmehr, wann und unter welchen Bedingungen etwas zu einem Medium wird. Von daher unterscheiden sie in ihrer Einführung vier Perspektiven der Medientheorie, die mit vier Kernbegriffen zusammenhängen:

  • Zeichen (semiotische Medientheorien) – hier werden Theorien zusammengestellt, die sich mit der Zeichenhaftigkeit von Sprache bzw. Kultur insgesamt auseinandersetzen.
  • Technik (anthropologische und technikzentrierte Medientheorien) – diese Rubrik fasst Theorien zusammen, die auf die „körperliche“ Interaktion von Mensch und Technik abstellen, wobei anthropologische Theorien ihren Ausgangspunkt vom Menschen, technikzentrierte Theorien von der Technik haben.
  • Gesellschaft (gesellschaftsorientierte Medientheorien) – an dieser Stelle werden Theorien genannt, die nicht nur die Beziehung von Medien und einzelne Menschen, sondern die gegenseitige Formierung von Medien und Gesellschaft in den Blick nehmen.
  • System (systemtheoretische Medientheorien) – eine besondere Stellung nehmen systemtheoretische Medientheorien ein, die auf kybernetischen und konstruktivistischen Annahmen basieren.

Siehe auch

Medien

Begriffe

Theorien der Medien

Weblinks

Literatur

Lexika

  • Dieter Prokop: Gegen Medien-Lügen. Das neue Kulturindustrie-Lexikon. VSA Verlag, Hamburg 2004.
  • Helmut Schanze, Susanne Pütz: Metzler Lexikon Medientheorie, Medienwissenschaft: Ansätze - Personen - Grundbegriffe. Metzler, Stuttgart u.a. 2002, ISBN 3-476-01761-3.

Textsammlungen

  • Claus Pias, Joseph Vogl u. a.: Kursbuch Medienkultur. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-05310-3.
  • Günter Helmes, Werner Köster: Texte zur Medientheorie. Reclam, Ditzingen 2002, ISBN 3-15-018239-5.
  • Detlev Schöttker (Hrsg.): Von der Stimme zum Internet : Texte aus der Geschichte der Medienanalyse. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999. (UTB für Wissenschaft: Uni-Taschenbücher; 2109), ISBN 3-8252-2109-1 (UTB), ISBN 3-525-03213-7 (Vandenhoeck & Ruprecht).

Übersichtsdarstellungen

Medientheorie und Gesellschaftstheorie

  • Guy Debord: Die Gesellschaft des Spektakels. Edition Tiamat, Berlin 1996.
  • Niklas Luhmann: Die Realität der Massenmedien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2004.
  • Dieter Prokop: Ästhetik der Kulturindustrie. Tectum Verlag, Marburg 2009.

Geschichte des Medienbegriffs

  • Stefan Hoffmann: Geschichte des Medienbegriffs (= Archiv für Begriffsgeschichte, Sonderheft). Hamburg 2002.
  • Emmanuel Alloa: Das durchscheinende Bild. Konturen einer medialen Phänomenologie. diaphanes, Berlin/ Zürich 2011, ISBN 978-3-03734-119-3.

Videos

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