Liaoning (Schiff)


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Liaoning
Schiffsdaten
Flagge ChinaVolksrepublik China (Seekriegsflagge) China
andere Schiffsnamen
  • Riga
  • Warjag
Schiffstyp Flugzeugträger
Klasse Projekt 1143.5
Bauwerft Werft 444 Mykolajiw
Kiellegung 6. Dezember 1985
Stapellauf 25. November 1988
Indienststellung 25. September 2012
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
306,45 m (Lüa)
270 m (KWL)
Breite Flugdeck: 71,96 m
Verdrängung 67.500 t
 
Besatzung 1.500
Maschine
Maschine 8 Dampfkessel
4 Dampfturbinen
Höchst-
geschwindigkeit
29 kn (54 km/h)
Propeller 4
Ausstattung
Luftfahrzeuge

Die Liaoning (chinesisch 辽宁号航空母舰, Pinyin Liáo​níng​ Hào​ háng​kōng​mǔ​jiàn​) ist der erste Flugzeugträger der Marine der Volksrepublik China. Das Schiff gehört zur Admiral Kusnezow-Klasse und wurde unter dem Namen Warjag für die Sowjetische Marine gebaut, blieb aber unvollendet und wurde durch die Ukraine 1998 an China verkauft. Dort wurde er trotz gegenteiliger Darstellung der chinesischen Regierung rundum erneuert, ausgerüstet und lief am 10. August 2011 zu einer ersten Probefahrt aus dem Hafen von Dalian aus.<ref>Erster chinesischer Flugzeugträger geht auf Probefahrt. In: FAZ online. 10. August 2011, abgerufen am 12. August 2011.</ref> Am 25. September 2012 wurde das Schiff der Marine der Volksrepublik China offiziell übergeben.<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatErster Flugzeugträger verstärkt Chinas Marine. Abgerufen am 25. September 2012.</ref>

Geschichte

Bau

Datei:USNWC Varyag01.jpg
Warjag bei der Durchfahrt durch den Bosporus

Der Flugzeugträger wurde im Dezember 1985 in Nikolajew am Schwarzen Meer als Riga auf Kiel gelegt. Im November oder Dezember 1988 lief das Schiff vom Stapel.

Ende 1991 entschied das russische Verteidigungsministerium, die Finanzierung des inzwischen Warjag genannten Flugzeugträgers einzustellen. Die nach der Auflösung der Sowjetunion nunmehr in der Ukraine liegende Werft stellte im Januar 1992 die Arbeiten ein, als der Flugzeugträger zu etwa 70 % fertiggestellt war. Strukturell war das Schiff fertig, jedoch noch nicht ausgerüstet. Es fehlten elektronische Systeme und Bewaffnung. Die Gesamtkosten sollten bei umgerechnet 2,4 Milliarden US-Dollar liegen, wovon für die Fertigstellung noch rund 500 Millionen Dollar aufzubringen gewesen wären.

Das Eigentum an dem Träger ging nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion an die Ukraine über, die aber keine Mittel für den Weiterbau zur Verfügung stellte.

Verkauf

Die Ukraine suchte Mitte der 1990er Jahre vergeblich nach einem Käufer und stellte die Warjag 1998 zur Auktion. Bei 20 Millionen US-Dollar bekam ein Unternehmer aus Macau den Zuschlag. Er gab an, das Schiff in ein schwimmendes Hotel und Casino umwandeln zu wollen, eine militärische Nutzung wurde in dem Vertragswerk verboten. Entgegen den Darstellungen beider Vertragsparteien wurde die Schiffshülle mit der darin befindlichen und konservierten Antriebsanlage an den Käufer übergeben.<ref>Mission impossible: How one man bought China its first aircraft carrier In: South China Morning Post 19. Januar 2015, abgerufen 11. Februar 2015 (engl.)</ref>

Im Jahr 2000 wurde die Warjag aus der Werft geschleppt. Die Türkei hegte offiziell gegenüber dem antriebs- und ruderlosen Schiff Sicherheitsbedenken und untersagte deswegen zunächst die Durchfahrt durch den Bosporus.<ref>Varyag Aircraft Carrier. Abgerufen am 5. Mai 2012 (html, englisch, Warjag auf sinodefence): „However, the Turkish government refused the vessel to pass through the Bosporus Strait on the ground that without rudder and engine, Varyag posed too great a danger to other ships as well as facilities in the strait.“</ref> Erst Ende 2001, nach der Bereitstellung von einer Sicherheit in Höhe von einer Million Dollar, durfte der Träger die Straße passieren. Da auch die Betreiber des Sueskanals dem Träger die Passage verweigerten, schleppte das Unternehmen die Warjag um das Kap der guten Hoffnung. 2002 erreichte das Schiff Macao, allerdings konnte der Unternehmer keine Kasinolizenz vorweisen, die Besitztümer der Firma lagen bei rund 125.000 US-Dollar.<ref>Alexander A. Sergounin, Sergey V. Subbotin: Russian arms transfers to East Asia in the 1990s. Oxford University Press, Oxford 1999., ISBN 0-19-829576-6, S. 82.</ref> Weithin wird davon ausgegangen, dass der Kasinobetreiber eine Tarnfirma der chinesischen Volksmarine war. Da der Träger nicht vor Macao ankern durfte, wurde die Warjag in einem Trockendock in Dalian aufgelegt.

Erneute militärische Verwendung

Datei:Varyag during refitting.jpg
Die ex-Warjag im Sommer 2011 im chinesischen Hafen Dalian.

2005 wurde die Liaoning wieder zu Wasser gelassen, komplett in Marine-Grau gestrichen. Die Baugerüste um die Brücke wurden entfernt. Danach lag das Schiff – unterbrochen durch weitere Aufenthalte im Trockendock – an verschiedenen Piers in Dalian. Gerüchte, dass China den Träger überholen, fertigbauen und in Dienst stellen könnte, wurden durch die zahlreichen Arbeiten genährt.<ref>Andrew S. Erickson: China's Future Nuclear Submarine Force. US Naval Institute Press, 2007, ISBN 978-1-59114-326-0, S. 238ff.</ref><ref>Chinas Massenarmee wandelt sich zur Hightech-Truppe. auf: spiegel.de</ref> Am 19. Januar 2011 wurde berichtet, dass das Schiff tatsächlich kurz vor der Fertigstellung stehe und der erste Flugzeugträger der chinesischen Marine werden solle. Am 10. August 2011 fand die erste Probefahrt statt.<ref>China feiert erste Flugzeugträger-Fahrt. auf: Spiegel Online, abgerufen am 10. August 2011.</ref> Im Dezember 2011 gelangen einem amerikanischen Unternehmen Aufnahmen des Schiffes auf hoher See.<ref name="tagesschau 2011">US-Satellit fotografiert chinesischen Flugzeugträger. In: tagesschau.de. Norddeutscher Rundfunk, 15. Dezember 2011, abgerufen am 15. Dezember 2011: „Einem amerikanischen Satelliten-Unternehmen ist es gelungen, Fotos des chinesischen Flugzeugträgers „Warjag“ zu schießen.“</ref>

Es wird spekuliert, dass der Träger mit 20 Jagdflugzeugen Shenyang J-15 und 20 Hubschraubern bestückt werden soll. Am 25. September 2012 wurde der Flugzeugträger von der chinesischen Marine unter dem neuen Namen Liaoning offiziell in Dienst gestellt. Seit September 2012 ist Zhang Zheng Kommandant des Flugzeugträgers.<ref>Zhang Zheng, commander of China's first aircraft carrier. wantchinatimes.com, 27. September 2012.</ref>

Trainingsbetrieb

Bis zur vollen Einsatzbereitschaft des Flugzeugträgers werden nach Schätzungen von westlichen Experten drei bis vier Jahre vergehen, in denen das Schiff zahlreiche Übungen im Zusammenspiel mit anderen Schiffen und Training von Piloten durchlaufen muss.<ref>US-Verteidigungsministerium ANNUAL REPORT TO CONGRESS Military and Security Developments Involving the People’s Republic of China 201 3 S. 65.</ref>

Zu Übungszwecken wurde in einer Forschungseinrichtung der chinesischen Marine in Wuhan ein Mock-up des Flugzeugträgers auf dem Festland errichtet. (30° 25′ 21″ N, 114° 15′ 44″ O30.422477114.262104{{#coordinates:30,422477|114,262104|

   |dim=
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   |region=CN-42
   |type=landmark
  }})

Im November 2012 ist erstmals ein Flugzeug vom Typ Shenyang J-15 auf dem Flugzeugträger gelandet. Dies sei ein „Symbol für die operationelle Kampfeinsatzfähigkeit eines Flugzeugträgers“, wurde daraufhin im staatlichen chinesischen Fernsehen erklärt.<ref name="Zeit, November 2012">China bereitet ersten Flugzeugträger für Einsätze vor. zeit.de, abgerufen am 25. November 2012 (deutsch).</ref>

Seit dem 28. Februar 2013 ist der Flugzeugträger im neuen Stützpunkt in Dazhu Shan 50 km südwestlich von Qingdao stationiert.<ref>http://defenceforumindia.com/forum/china/16478-liaoning-varyag-chinese-aircraft-carrier-38.html</ref>

Anfang Juli 2013 erhielten die ersten Piloten und eine Deckcrew die Lizenz zu Landungen auf dem Flugzeugträger, nachdem sie auf einer 25-tägigen Übungsfahrt eine nicht genannte Zahl von Starts und Landungen ausgeführt hatten.<ref>China certifies first aircraft carrier pilots Flightglobal, 4. Juli 2013, abgerufen am 23. Dezember 2013</ref>

Am 26. November 2013 lief der Flugzeugträger in Begleitung von zwei Fregatten und zwei Zerstörern zu seiner ersten Übung auf Hoher See und im Südchinesischen Meer aus, nachdem alle vorherigen Übungen im Gelben Meer stattgefunden hatten.<ref>UPDATE 1-China carrier steams towards disputed South China Sea for drills Reuters 26. November 2013, abgerufen am 23. Dezember 2013</ref> Bei dieser Übung kam es zu dem schwersten Zwischenfall zwischen der chinesischen und der US-Marine seit 2009 im Südchinesischen Meer, als ein Landungsschiff<ref name="diplomat">Carl Thayer: USS Cowpens Incident Reveals Strategic Mistrust Between U.S. and China. The Diplomat, 17. Dezember 2013, abgerufen am 7. Januar 2014 (Html, english).</ref> der Trägergruppe am 5. Dezember den Kurs des Lenkwaffenkreuzers Cowpens weniger als 500 m<ref name="diplomat" /> vor diesem kreuzte, wodurch die Cowpens zu einem Ausweichmanöver gezwungen wurde. Nach Angaben der chinesischen Marine habe die Cowpens den Trägerverband verfolgt und bedrängt und sei in den inneren, 45 km messenden, Verteidigungsperimeter der Gruppe eingedrungen.<ref name="diplomat" /> Die Cowpens befand sich in einer Position, in der sie die Trägergruppe gut beobachten konnte,<ref name="CNN" /> und führte Beobachtungsmaßnahmen durch.<ref>Bill Gertz: Chinese Naval Vessel Tries to Force U.S. Warship to Stop in International Waters. Landing ship sailed dangerously close to U.S. guided missile cruiser. The Washington free beacon, 13. Dezember 2013, abgerufen am 7. Januar 2014 (Html, english).</ref> Beide Schiffe hätten auf professionelle Weise miteinander kommuniziert.<ref name="CNN">Barbara Starr: U.S., Chinese warships come dangerously close. CNN, 13. Dezember 2013, abgerufen am 7. Januar 2014 (Html, english).</ref> Danach verließ die Cowpens die Verteidigungszone.<ref>USS Cowpens-Liaoning incident 'normal': US. Global Times, 18. Dezember 2013, abgerufen am 7. Januar 2014 (Html, english).</ref> Während der US-amerikanische Verteidigungsminister Chuck Hagel das Manöver „unverantwortlich“ nannte, gab die chinesische Marine an, man habe sich dabei strikt an die geltenden Regeln gehalten.<ref>Hagel: China warship action 'irresponsible'. BBC News, 13. Dezember 2013, abgerufen am 7. Januar 2014.</ref>

Weblinks

Commons Commons: Liaoning – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />